Review: WWE Day of Reckoning (GCN)


by Fabian "Fabsi" Gräf


Tag der Abrechnung im Hause THQ: Mit WWE Day of Reckoning können sich seit wenigen Wochen nun auch endlich einmal wieder Besitzer eines Nintendo GameCube über ein neues Wrestling-Game freuen. Und - um es gleich vorweg zu nehmen – es ist die neue Referenz für diese Konsole!

Sehr viel Auswahl bieten die anwählbaren Matcharten: Single, Tag Team, Triple Threat, Fatal 4 Way, Handicap und Royal Rumble stehen zur Auswahl, als spezielle Regeln gibt es z.B. Ladder, TLC, Hell in a Cell, Ironman oder Bra & Panties Matches. Für genügend Abwechslung ist also gesorgt.
Zum Roster des Games gehören insgesamt 40 Wrestler, mit dabei sind z.B. Triple H, John Cena, Randy Orton, Undertaker, Big Show, Kurt Angle, Chris Benoit, Eddie Guerrero, Batista, Kane, RVD, Booker T, Molly Holly und Chris Jericho. Außerdem sind mit Roddy Piper, Andre the Giant, Brutus Beefcake, Greg Valentine und Bret Hart auch ein paar Legenden im Game, die man allerdings erst über den Story Mode freispielen muß. Dies klingt zwar schon sehr gut, aber leider fehlen auch etliche aktuelle WWE Stars, was doch sehr verwunderlich und zugleich das wohl größte Manko des Games ist. Vor allem die Cruiserweight und Tag Team Divisions wurden fast völlig ignoriert. So umfaßt die Liste vermisster“ Superstars z.B. La Resistance, Bubba, D-Von und Spike Dudley, Billy Kidman, Paul London, The Hurricane, das FBI, Luthor Reigns, Tajiri, Tyson Tomko, Billy Gunn, Lita, Rene Dupree, Rico, Kenzo Suzuki oder Eric Bischoff. Die Krönung ist allerdings, daß nichtmal Eugene und WWE Champ JBL im Game sind! Den Mangel an Wrestlern bemerkt man sogar im Story Mode, in dem einige WWEler sowohl in der RAW, als auch in der SmackDown! Story auftauchen.

Komplett überarbeitet wurde der Story Mode des Games. Mußte man beim Vorgänger sich noch auf Baustellen oder in Einkaufszentren mit unzähligen Gegnern rumschlagen, gilt es diesmal einen jungen (vorher im Create a Superstar Mode selbsterstellten) Wrestler vom Nobody zum World Champ aufzubauen. Einen der Wrestler aus dem Game im Story Mode zu spielen, ist leider nicht möglich. Man startet als Anfänger bei WWE Developmental um sich langsam über Sunday Night Heat nach oben zu arbeiten und bei RAW oder SmackDown! zu landen. Hierbei werden neben normalen Matches auch immer wieder besondere Aktionen verlangt, um weiter zu kommen. So muß man beispielsweise ein Match innerhalb 5 Minuten gewinnen, seinen Finisher zweimal oder auch gar nicht einsetzen, oder in ein Match seines Tag Team Partners eingreifen und dessen Gegner finishen. Wenn man die gestellte Aufgabe nicht erfüllt, muß man es erneut versuchen, bis diese geschafft ist. Und dies kann bei einigen Situationen und dem gegen Ende schon fast unfair hohem Schwierigkeitsgrad ab und zu recht frustrierend sein. Leider verläuft die Story absolut gradlinig und läßt sich vom Spieler nicht beeinflussen. Selbst die Entscheidung, ob man zu RAW oder zu SmackDown! gehen will, hat praktisch keinerlei Einfluß auf die Geschehnisse. Lediglich die Wrestler und Gruppierung (Evolution oder die New Ministry des Undertakers) wechseln, sonst spielt sich das exakt selbe Szenario ab. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

Völlig verschwunden sind die besonderen Areale aus dem Story Mode des Vorgängers, in denen man z.B. in einem Parkhaus oder am Hafen kämpfen konnte. Wirklich schade, denn gerade durch die völlig untypischen Schauplätze wurde hier doch etwas besonderes geboten. Zumindest als Bonus hätten diese ruhig übernommen werden können. Abgesehen von den Backstage-Szenen im Story Mode finden Matches diesmal so ausschließlich in der Halle statt.

Die Steuerung der Wrestler geht nach etwas Eingewöhnungszeit gut von der Hand, ist aber nicht ganz perfekt. Vor allem beim Versuch, auf die Seile zu klettern, kommt es ziemlich oft vor, daß man stattdessen den Ring verläßt. Auch kann es ab und an vorkommen, daß man sich selbst mitten im Kampfgetümmel ungeplant mit einem Dive ungewollt aus dem Ring befördert. Der wirklich praktische Tutorial Mode tut dazu sein übriges und gibt eine gute Einführung in die Steuerung des Games.
Nicht wirklich gelungen ist die Kameraeinstellung während der Matches. Sobald es etwas härter zur Sache geht oder ein Hold angesetzt wird, wird auf das geschehen gezoomt, was den Überblick teilweise stark erschwert. Hier steht nämlich öfter der Referee oder ein anderer Wrestler im Weg. Dies ist vor allem ärgerlich, wenn man so nicht sieht, daß der Tag Team Partner des Gegners in den Ring stürmt um einen Submissionmove abzubrechen. Auch der Computer-Intelligenz der Wrestler hätte etwas mehr Feintuning gut getan. Denn gerade in Tag Team Matches gehen die Wrestler gerne mal blind mit Schlägen auf einen Gegner los - und wenn der eigene Partner im Weg steht wird er halt einfach auch verprügelt ... Noch schlimmer zu geht es fast immer in Ladder bzw. TLC Tag Team Matches. Hier hat man es eigentlich die ganze Zeit über mit mehr oder weniger 3 Gegnern zu tun. Denn der - so genannte - Tag Team Partner nimmt keinerlei Rücksicht, wenn er mit Leitern oder anderen Waffen auf die Gegner losgehen will. Trotz allem gibt es aber auch einige nette Ideen. So kommt es z.B. vor, daß der CPU-Gegner mitten im Match den Referee niederschlägt, um anschließend mit einer Waffe auf seinen Gegner loszugehen.

Hier einen eigenen Abschnitt verdient hat sich ohne Zweifel der Referee des Games. Dieser steht nicht selten mitten im Weg und geht in fast jedem Match zu Boden (wobei es auch Leute geben soll, die solche Situationen provozieren oder gleich direkt auf ihn losgehen ...). Das wäre ja noch zu verkraften, würde er nach einigen Treffern nicht wütend auf denjenigen losgehen, der in als letztes getroffen hat. Dabei lassen sich seine Angriffe nur selten kontern, und nicht selten holt er sich sogar noch eine Waffe, um aktiv gegen einen der Wrestler vorzugehen. So findet man sich schnell mal in einer Situation wieder, in der man von Referee und seinem eigentlichen Gegner verprügelt wird ... Das kann zwar witzig sein, aber manchmal ist so etwas doch zuviel des Guten - vor allem wenn der Referee ein Special aktiviert und versucht, einen der Wrestler zu finishen.

Die Idee, statt dem normalen Hintergrundgedudel diesmal im gesamten Game richtige Songs verschiedener Bands zu verwenden, ist eine tolle Abwechslung. Hier könnte nur noch etwas an der Vielfalt getan werden, da sich einige Songs doch ziemlich oft wiederholen.

Recht umfangreich ausgefallen ist der Create a Superstar Mode, bei dem man vor allem bei der Gestaltung seines Wrestlers sehr viele Möglichkeiten hat. Als nettes neues Feature kann man den Wrestler zum Abschluß abfotografieren, um so im Auswahlscreen ein richtiges Bild des Wrestlers zu sehen, und nichtmehr ein Blanko-Bild. Einzig bei der Vielfalt der Moves hätte es ruhig etwas großzügiger zugehen können. Denn sobald man Wrestler erstellen will, die nicht zum Kader der WWE gehör(t)en, wirds extrem schwierig, entsprechende Moves zu finden. Auch bei den vorgefertigten Movesets wäre eine größere Auswahl schön gewesen, denn abgesehen von einigen Topstars aus Japan sind dort nur noch Movesets für die ex-WWEler Jeff Hardy, Hulk Hogan, Mick Foley, Steve Austin und Brock Lesnar zu finden. Gerade hier wäre wirklich angebracht gewesen, zumindest einige der fehlenden Wrestler zum einfachen und schnellem Erstellen bereit zu halten. Denn so hat man einige Arbeit vor sich, wenn man diese aktuellen Superstars ins Game bekommen will ...

Alles in allem und trotz aller kleinerer und größerer Fehler bleibt WWE Day of Reckoning unterm Strich ein wirklich tolles Wrestling-Game, daß vor allem mit 2-4 Mitspielern extrem viel Spaß macht. Abrechnung gelungen – denn an diesem Game kommt kein GameCube-Besitzer vorbei.


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